Sebastian Philipp (Darmstädter Echo)
Ganz viele neue Perspektiven
WORKSHOP Riedstädter Jugendliche machen Fotos auf dem Kühkopf und in Darmstadt
GODDELAU - (amo). Drei Tage waren fünf Jugendliche im Fotografierworkshop des Jugendhauses WoGo „United“ auf der Suche nach ungewöhnlichen Motiven und Perspektiven in der Natur, der Stadt und beim Menschen.
Erst haben sie in der Natur fotografiert. Dann Gebäude und anderes Menschengemachtes. Am dritten und letzten Tag des Fotografierworkshops im Jugendhaus WoGo „United“ rückt der Mensch selbst in den Fokus. „Aber nicht einfach ,bitte lächeln‘ sagen und draufhalten. Genau diese Standardsachen wollen wir nicht“, sagt Jugendpfleger Kai Faßnacht. Wie in den Tagen zuvor geht es vielmehr um Motivwahl und ungewohnte Perspektiven. Die fünf Teilnehmer zwischen zehn und 15 Jahren gehen experimentierfreudig ans Werk: Marlon (10) lichtet bildfüllend das linke Auge der gleichaltrigen Mia ab. Dann hält sich Mia den Kamerabildschirm mit ihrem vergrößerten Sehorgan vors Auge und wieder klickt eine Kamera.
Wie erreiche ich den Effekt, dass Köpfe wie abgeschnitten aussehen?, fragen sich die Jugendlichen. Schließlich kauern sich Aaron (13), Simon (10) und Marlon hinter ein Sofa, sodass nur ihre Köpfe über der Lehne herausragen, und Mia fotografiert. Die weiße Leinwand, die sie als Hintergrund nutzen, diente zuvor schon als Medium für Schattenrissfotos. Verkleidungen fliegen umher, und das Bullauge in der Tür zum großen Raum im Erdgeschoss wurde an diesem Tag bereits als ungewöhnlicher Rahmen für ein Porträt zweckentfremdet.
Faßnacht und FSJler Paul Seybel sind auf jeden Fall begeistert von den Nachwuchsfotografen. „Es geht ja nicht darum, besondere technische Fertigkeiten zu erlangen, sondern mit ganz simplen Kameras, die sie von zuhause mitgebracht haben, auf Motivsuche zu gehen und ganz praktisch auszuprobieren“, erklärt der Jugendpfleger. „Gestern auf der Fahrt nach Darmstadt wollten sie ständig anhalten, weil sie wieder was Tolles entdeckt hatten. Ihr Blick ist jetzt schon ein ganz anderer“, freut er sich über die Kreativität seiner „Schüler“.
Die drei Tage hat Faßnacht sehr unterschiedlich erlebt und mit ihm auch die Teilnehmer. Am ersten Tag ging es auf Motivsuche mitten in der Idylle des Kühkopfs. „Es war eine sehr ruhige und entspannte Atmosphäre“, erzählt der Jugendpfleger. Ganz anders der Ausflug nach Darmstadt am darauffolgenden Tag.
„Hektik der Stadt hat sich gleich übertragen“
„Es gab dort sehr viele Eindrücke. Die Hektik der Stadt hat sich sofort auch auf die Kinder übertragen, sie haben viel hektischer fotografiert. Obwohl wir an beiden Tagen gleich lang unterwegs waren, war ich gestern schlagkaputt“, amüsiert sich Faßnacht. Doch die Auswahl war auch hier groß: Geschäfte, Schriftzüge und Gebäude wurden angelichtet, faszinierende Straßenlampen, der rätselhafte Schriftzug „DOCH“ auf einem Platz, oder das Zusammentreffen von alt und neu in einem Foto wie etwa das Darmstadtium und Reste der alten Festungsmauer. Marlon zeigt ein von ihm gewähltes Motiv: eine rote Blüte im Vordergrund, während man im Hintergrund das Schloss erahnt. Zum Abschluss dürfen sich die Teilnehmer ihr Lieblingsbild im Format 20 x 30 Zentimeter ausdrucken und rahmen lassen. Marlon hat sich schon entschieden: nicht die Blüte mit Schloss, sondern eine muntere Entenschar auf dem Altrhein. „Das hat er wirklich toll hinbekommen, mir ist es nicht so gut gelungen“, lobt der Jugendpfleger neidlos.
Anke Mosch (Darmstädter Echo)
Schwierige Motivauswahl
Von Anke Mosch
POP-ART-WORKSHOP Jugendliche erstellen ihre Bilder samt Rahmen / Von der Comicfigur bis zu den Lilien
GODDELAU - Beim Pop-Art Workshop im Jugendhaus „WoGo United“ entstehen ganz unterschiedliche Gemälde, werden Comicfiguren, knallige Schriftzeichen oder schwarze Urzeitreptilien auf die Leinwand gebannt.
Gefährlich rot blitzen die Augen aus dem Superhelden-Gesicht, an dem Luis gerade pinselt. „Das ist Deadpool, der ist ganz neu im Kino“, stellt der junge Pop-Art-Künstler vor. „Die Comicfigur ist aber schon viel älter“, weiß sein Nachbar Maximilian, ebenfalls zwölf Jahre alt. Maximilian ist Spezialist für Älteres, doch sollte es vorzugsweise schon ein paar Millionen Jahre auf dem Buckel haben, um wirklich spannend für ihn zu sein. So ist die Kreatur, die unheilvoll das eindrucksvolle Maul mit den spitzen Zähnen aufreißt, mitnichten ein Krokodil, wie die ahnungslose Besucherin vermutet hatte. „Das ist ein urzeitliches Meeresreptil mit Namen Mosasaurus“, klärt Maximilian auf.
Ganz dem hier und jetzt verbunden, malt der elfjährige Marlon einen Platz weiter an den Emblemen der Fußballclubs Bayern München und der Darmstädter Lilien, einträchtig vereint auf einem Bild. „Mein Vater und mein Bruder sind Fans der beiden Clubs und ihnen möchte ich es für unseren Keller schenken“, verrät Marlon.
Bereits zum dritten Mal veranstaltet Jugendpfleger Kai Faßnacht während der Osterferien im Jugendhaus WoGo United einen Pop-Art-Workshop. Acht Nachwuchskünstler greifen in den vier Tagen nicht nur zu Farbtöpfen und Pinsel, sondern auch zu Säge, Hammer, Tacker und Computer. Denn hier wird von der Bilderrahmherstellung über die Motivauswahl bis zum fertigen Gemälde alles selber gemacht.
„Es ist ganz schön kompliziert“
„Am ersten Tag haben wir den Rahmen gebaut, mit Leinwand bespannt und grundiert. Am nächsten Tag haben wir dann am Computer Motive ausgesucht, bearbeitet und mit dem Beamer auf die Leinwand geworfen, sodass wir die Konturen nachzeichnen konnten“, erklärt Melina (elf). Sie hat ein reich verziertes Herzmotiv in steter Wiederholung über mehrere Reihen auf die Grundierung gezeichnet und verzweifelt an diesem Donnerstagmittag fast an den vielen feinen Windungen. „Es ist ganz schön kompliziert und ich habe allmählich Sorge, dass ich morgen nicht fertig werde“, sagt sie und schaut auf die vielen noch weißen Stellen.
Es herrscht eine entspannte und konzentrierte Stimmung im großen Dachraum des Jugendhauses. Einträchtig arbeiten die acht Jugendlichen an ihren Werken, werfen gelegentlich einen Blick auf die Nachbarleinwand und geben sich zwischendurch Tipps. Jugendpfleger Faßnacht war vor allem in den zwei Tagen zuvor beim Zusammenbau der Bilderrahmen und der Motivauswahl vonnöten. Die meisten Künstlerinnen mögen es farbenfroher als ihre Kollegen: Melina gestaltet in steter Farbfolge ihre Herzen in Gelb, Grün, Blau, Orange und Rot. Leonie (13) arbeitet an einem knallbunten „YOLO“-Schriftzug („you only live once“) und Saskia (elf) lässt einen Delfin vor einem glutroten Abendhimmel aus dem Wasser springen.
Nur Julia (elf) bevorzugt Schwarz für das Motorrad, das sie für ihren Vater malt. Marlon ist dagegen noch unschlüssig, ob er die Fußballclub-Embleme im strengen Schwarz-Weiß lässt, oder den Lilien doch noch das typische Blau verpasst. Der zweite Luis (elf) in der Runde hat sich wie sein Namenskollege schon entschieden: Trägt Deadpool standesgemäß eine Rot-Schwarze Maske, bekommt der Klon-Soldat aus Star Wars einige Akzente in Blau verpasst.
Mit gutem Blick fürs Motiv
Von Ute Sebastian
FOTOGRAFIER-WORKSHOP Im Jugendhaus Goddelau lernen Kinder und Jugendliche, richtig hinzuschauen
GODDELAU - Kaum zu glauben, dass der Rinnstein einer gepflasterten Straße so interessant sein kann. Gras wächst darin, und teils füllt Moos die Ritzen der Pflastersteine. „Wer hat gestern weiße Schuhe angehabt?“, klingt da eine empörte Stimme durch den Raum. Marlon hat seinen Schnappschuss auf dem Computermonitor betrachtet und tatsächlich ganz oben am Bildrand einen viertel Fuß entdeckt. Auf einem anderen Foto wiederum sind Füße das eigentliche Motiv. Sie stehen auf der bunt angemalten Sitzgelegenheit vorm Jugendhaus WoGo United.
Mainzer Innenstadt und Goddelauer Volkspark
Das hatte Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren für drei Tage zum Fotografier-Workshop eingeladen. Am Dienstag war die elfköpfige Gruppe mit ihren Begleitern am Rhein rund um die Kornsand-Fähre zugange, am Mittwoch ging es in die Mainzer Innenstadt. Am Donnerstag waren die jungen Fotografen im Goddelauer Volkspark unterwegs. Ziel des Seminars war nicht die nötige Technik oder Bildbearbeitung am PC. Es ging vielmehr um die Auswahl möglicher Motive.
„Wir wollen den Kindern nicht beibringen, wie man mit einer Spiegelreflex umgeht oder Bilder bearbeitet“, sagt Jugendpfleger Kai Faßnacht. „Wir haben das einfacher angelegt.“ Schon mit einer kleinen Digitalkamera könne man tolle Bilder schießen. Es komme nämlich auf den Blick fürs Detail an. „Wie gucke ich? Was sehe ich? Wie gestalte ich mein Bild? Das sollen sich die Teilnehmer fragen“, betont Faßnacht und stellt fest, schon gleich am ersten Tag seien spannende Motive eingefangen worden.
Die jungen Fotografen hätten bei ihrer Arbeit keine Vorgaben gehabt, erläutert der Jugendpfleger, und selbstständig die Umgebung erkunden. Ob ein grünes Ahornblatt auf welkem Laub, Details eines Gleisstrangs oder die Stachelhülle einer Esskastanie – vieles haben sie attraktiv in Szene gesetzt. Auch sich selbst und die übrigen Workshopteilnehmer.
Bildbearbeitung bleibt außen vor
Bearbeitet werden die Bilder übrigens nicht. „Wir lassen alles wie gesehen“, meint Kai Faßnacht und räumt ein, von Bildbearbeitung habe er nicht viel Ahnung. Außerdem müsse nicht alles, was Kinder und Jugendliche tun, perfekt sein. Auch wenn Perfektionswahn heutzutage der Trend sei. „Es gibt nicht nur die vielfach geschönten Bilder der Hochglanzmagazine – Gesichter ganz ohne Falten, Leberflecken und Pickel und Landschaften ohne dunkle Ecken. Das Spannende ist doch, das jeder und jedes unterschiedlich ist.“ Er versuche immer wieder, gerade Heranwachsenden deutlich zu machen, dass Individualität und Kreativität positive Wesenszüge sind. „Es ist doch beispielsweise viel schöner, wenn ich aus meinen eigenen Fotos einen Kalender oder ein Fotobuch machen und verschenken kann. Kaufen kann jeder.“
Derweil haben Marlon und sein Freund aus ihren Fotos das schönste ausgewählt. Das werden sie zum Abschluss des Workshops – auf 20 mal 30 Zentimeter vergrößert und gerahmt – mit nach Hause nehmen dürfen. Außerdem erhält jeder Teilnehmer vier weitere Ausdrucke seiner besten Arbeiten.
Kaum haben die beiden ihre Wahl verkündet, sind sie schon wieder unterwegs. Mit einer Trittleiter machen sie sich auf zum Streetballfeld ein paar Meter weiter im Park: Sie wollen mal ausprobieren, was sie alles mit dem Basketballkorb und ihren eigenen Köpfen inszenieren können. Der „Kopf im Netz“, der dabei herauskommt, ist wirklich nicht schlecht.
Im Jugendhaus Goddelau nehmen neun Jugendliche an Pop-Art-Workshop teil
Von Lotte SchülerGODDELAU - Für neun Jugendliche zwischen elf und 15 Jahren besteht das Ferienvergnügen darin, den Tag mit Arbeit zu verbringen. Mit Zollstock, Säge und Bohrer begannen sie am Dienstag damit, einen Bilderrahmen zu bauen und zu bespannen. „Pop-Art-Workshop“ taufte Jugendpfleger Kai Faßnacht dieses Angebot. Als gelernter Schreiner hat er die Holzbearbeitung voll im Griff. Zumindest einen Einblick in die handwerklichen Tätigkeiten sollten auch die Teilnehmer seines Workshops bekommen, erklärte er dem Echo.
Spongebob und Homer Simpson als Motive
- DIE KUNSTRICHTUNG
Bei Pop-Art handelt es sich um eine Kunstrichtung, die Mitte der 50er Jahre unabhängig voneinander in England und den USA entstand und in den 60er Jahren zu einer vorherrschenden künstlerischen Ausdrucksform Nordamerikas und Europas wurde.
Die Motive der Pop-Art-Kunst sind häufig der Alltagskultur, der Welt des Konsums, den Massenmedien und der Werbung entnommen. Die Darstellung der Motive erfolgt in fotorealistischer und meist überdimensionierter Abbildung. (red)
Und da acht der neun Teilnehmer diesen Workshop schon einmal besucht haben, scheint das Ganze auch noch Spaß zu machen. Das liegt vielleicht auch daran, dass der Jugendpfleger gerne lacht und die Arbeit locker angehen lässt. Die beiden Luis wussten noch vom vergangenen Jahr, dass sie echte Arbeit erwartete. Der 13-Jährige wollte für den Bruder einen Spongebob auf die Leinwand bringen oder einen Homer Simpson für den Partykeller. Und der Zwölfjährige plante eine Festung aus dem Film „Der Herr der Ringe“ oder Sheldon Cooper aus seiner Lieblingsserie „Big Bang Theorie“. Aber vielleicht entsteht auch noch etwas ganz anderes, scherzte Faßnacht. Er erinnerte dabei an das Problem mit der Geduld; denn je nach Motiv wird das Malen mehr oder weniger Zeit beanspruchen. Sein Angebot: Wenn einer glaubt, ihm reiche die offizielle Workshop-Zeit von 11 bis 15 Uhr nicht, dann kann er nach Absprache früher kommen und später gehen.
Einige Bilder im Jugendraum und die Graffitis an den Wänden im Freibad stammen von Besuchern des Jugendhauses, davon konnten sich die Teilnehmer bei ihrer Motivwahl inspirieren lassen. „Am Ende soll jeder ein fertiges Bild in den Händen halten, mit dem er zufrieden ist“, versprach Faßnacht.
Zur Einführung erklärte er: „Ihr werdet ganz, ganz viel selbst entscheiden. Ihr werdet ganz, ganz viel Verantwortung haben, für euch und für die Gruppe.“ Für den ersten Tag schränkte er ein, dass er wegen der elektrischen Werkzeuge selbst etwas mehr Verantwortung übernehmen werde. Schnell waren Zweier-Teams gebildet und dann kam Leben in die Gruppe. Die erste Entscheidung betraf die Größe des Bildes. „Ihr solltet kein Bild machen, das größer ist als die Möglichkeiten, es zu Hause aufzuhängen“, riet Faßnacht. Mit Hilfe von Zollstock und Winkel wurden die Markierungen gezeichnet. Wer zum ersten Mal an dem Workshop teilnahm, musste wenigstens ein Mal mit der Handsäge arbeiten. „Damit ihr ein Gefühl dafür bekommt, wie viel Kraft man fürs Sägen braucht“, begründete der Jugendpfleger diese Maßnahme. Nur Lena (elf Jahre) gehörte zu den Neulingen. Sie habe davon gehört, dass bei dem Workshop etwas mit Leinwand gemacht werde, das fand sie interessant. Zunächst musste sie jedoch die fünf Zentimeter breite Dachlatte in vier passende Teile sägen, zusammenschrauben, grundieren und dann endlich mit dem Tacker die Leinwand darauf spannen.
Kreativer Teil mit Bildbearbeitung am PC
So weit sollten alle an diesem ersten Tag kommen, hoffte Faßnacht. Dann könne am nächsten Tag der kreative Teil mit der Bildbearbeitung am PC folgen und das Übertragen per Beamer auf die vorbereitete Leinwand, wo die Konturen mit Bleistift nachgezeichnet werden. Und am Ende kommt Farbe auf die Leinwand – von ganz bunt bis monochrom ist alles möglich.
Beim Foto-Workshop den Blick schärfen
Von Lotte SchülerGODDELAU - „Beim Fotografieren geht es eher darum, genau hinzugucken und interessante, ungewöhnliche Ausschnitte zu entdecken.“ Was Stadtjugendpfleger Kai Faßnacht ganz locker zu Beginn seines Fotoseminars erklärt, dass sollen die vier Teilnehmer drei Tage lang praktisch ausprobieren. „Fotografier-Workshop“ nennt sich die Veranstaltung, die im Jugendhaus Goddelau in die Geheimnisse attraktiver Fotos einweiht. Mit leichtem Schaudern erinnerte sich der Jugendpfleger an die berüchtigten Dia-Abende von früher, an denen mancher stolze Urlauber oder Hobbyfotograf mit zahllosen Bildern fatal ähnlicher Landschaften und posierender Familienmitglieder im Bekanntenkreis gähnende Langeweile produzierte.
„Was ist überhaupt spannend zu fotografieren – so spannend, dass ich das anderen zeigen kann und die sagen: Boah?“ Faßnacht empfahl den Jung-Fotografen, sich diese Frage mal selbst zu stellen. Als Beispiel zeigte er eigene Fotografien, die er mit einer sehr einfachen Kamera, von ihm scherzhaft als „Gurkenkamera“ bezeichnet, in der näheren Umgebung geschossen hatte. Ungewöhnliche Perspektiven, nicht alltägliche Kombinationen von Technik und Natur machten dabei den Reiz aus.
„Ich hoffe, dass die Generation Smartphone mal die Augen vom Display lösen kann“, erklärte der Jugendpfleger im Gespräch mit dem Echo. Es gehe darum, die Realität aus vielen verschiedenen Blickwinkeln zu entdecken, statt sich in virtuellen Welten zu bewegen.
Da am ersten Tag Naturmotive im Unterwald bei Trebur erkundet werden sollten, war auch eine entsprechende Vorbereitung nötig. Ein Checkliste half, nichts zu vergessen: Funktionierender Fotoapparat, Ersatzbatterien und Verpflegung für längere Aufenthalte. Auch wenn Faßnacht prophezeite, dass mancher bei der Jagd nach tollen Motiven profane Mahlzeiten vergessen könnte, irgendwann würde der Hunger sich melden.
Für den zweiten Tag standen urbane Motive auf dem Programm. Dazu fuhr die Gruppe nach Darmstadt, zur Mathildenhöhe und eventuell zum Hundertwasserhaus. Und für den letzten Tag hatte sich der Organisator Porträts zum Thema genommen. Als Beispiel für künstlerisch verfremdete Bilder hatte er einige Schallplattenhüllen mitgebracht.
„Ihr werdet am Ende etwa 300 Bilder gemacht haben“, kündigte der Jugendpfleger an. Das Beste darunter sollte jeder selbst aussuchen und als gerahmten Abzug mit nach Hause nehmen können. Und natürlich bleiben auch alle anderen Bilder auf den Speicherkarten im Besitz ihrer Schöpfer.
Gina und Nadine, beide 14 Jahre alt, haben neben ihrem Smartphone auch richtige Kameras. Am liebsten fotografiere sie Natur, verrät Gina, und Nadine ergänzt, auch Stadt und besonders gute Momente wähle sie als Motive. Justin hat mit seinen 14 Jahren ebenfalls schon Fotografier-Erfahrung.
„Ihr seid die Macher, ihr werdet den Fotoapparat in die Hand nehmen und über das Motiv entscheiden. Und ihr seid verantwortlich, was ihr am Ende mit nach Hause nehmt“, gab Faßnacht seinen Kursteilnehmer mit auf dem Weg. Betreuer Niclas hatte schon Proviant und heiße Getränke eingepackt, und so konnte der Ausflug nach Trebur beginnen, zu spannenden Motiven und interessanten Bildern.
Tücke liegt im Detail
Von Anke MoschWORKSHOP Jugendliche bauen in Goddelau nach ihren Vorstellungen eine Kiste für Holzbrettspiele zusammen
GODDELAU - Der Workshop hat an diesem Mittwochvormittag gerade erst begonnen und doch werkeln die acht Jugendlichen zwischen zehn und 16 Jahren bereits emsig im großen Raum des Jugendhauses „WoGo United“ auf der Weidstraße, als hätten sie ihr gestriges Tun nie unterbrochen. Die Bühne wurde zur überdimensionierten Werkbank umfunktioniert, auf der jetzt Joaquin (zehn Jahre), Henri und Luca (beide elf) mit Ausdauer die Oberfläche der beiden Hälften ihrer Spielekiste schön glatt schleifen. Am abgedeckten Billardtisch sind Philipp, Fabian, Lina (alle elf) und Laura-Sophie (16) noch einen Arbeitsschritt davor und leimen und schrauben die Seitenteile an die Deckelplatten.
Backgammon-Koffer als Grundlage
- FERIENANGEBOT
Schon traditionell gibt es in der letzten Weihnachtsferien-Woche ein Workshopangebot im Jugendhaus „WoGoUnited“ – dieses Mal stellen acht Jugendliche zwischen zehn und 16 Jahre von Dienstag bis Donnerstag Holzbrettspiele her. Angefangen vom Ausmessen, Sägen, Leimen und Schrauben des Holzes für die Unterlage in Form einer Spielekiste bis zum Schmirgeln, Vorzeichnen und Aufmalen der Spiele. (anmo)
Die Tücke liegt im Detail, merken sie schnell – hier lässt sich eine Schraube nicht ganz hineindrehen, dort wurde zu wenig Leim aufgetragen. Philipp ist das Holz auf einer Schmalseite zu lang geraten, sodass es sich nicht zwischen die beiden Längsseiten einpassen lässt. Jugendpfleger Kai Faßnacht weiß auch hier Rat, zeigt ihm, wie es zu den Ungenauigkeiten kam und bringt mit Stichsäge das Holz auf das richtige Maß.
„Workshop für Holzbrettspiele“ heißt das dreitägige Angebot im Jugendhaus für die letzte Ferienwoche. Welche und wie viele Spiele die Jugendlichen herstellen wollen, ist ganz individuell ihren Vorlieben und ihrer Fantasie überlassen, erzählt Faßnacht. Doch zunächst einmal bauen sie alle eine einheitliche Grundlage für ihre Brettspiele: eine Spielekiste, die ähnlich aufgebaut ist wie ein Backgammon-Koffer und zwei gleich dicke Deckel hat. Aufgeklappt können die beiden Seiten wie bei Backgammon für ein großes Spiel genutzt werden. Die Workshop-Teilnehmer können aber auch auf jede Hälfte ein Spiel aufmalen – und dann gibt es ja noch die Außenseite, mit der genauso verfahren werden kann, sodass bis zu vier Brettspiele in und auf der Kiste Platz finden.
Im Erdgeschosssaal des Jugendhauses wird jede freie Fläche genutzt. Lina ist mittlerweile an einen kleinen runden Tisch umgezogen und schmirgelt jetzt auch an ihren Kistenhälften. Einen Tisch weiter bekommt die zwölfjährige Maxine einen gehörigen Schreck. „Kai, das Papier schmirgelt Pink!“, stellt sie konsterniert fest. „Das ist extra Mädchen-Schleifpapier“, blödelt der Jugendpfleger, um dann zu beruhigen: „Bevor ihr lackiert werden eh noch die Schleifreste abgebürstet, dann verschwindet das wieder.“
Lucas und Henri sind derweil fertig mit der Schleif-Fleißarbeit und wollen sich jetzt an die Scharniere wagen. „Wollt ihr es einfach, oder was Mühe macht?“, fragt Faßnacht und lacht, als er ein entrüstetes „natürlich, was Mühe macht!“ zur Antwort erhält. Also zeigt der Jugendpfleger, der auch eine Ausbildung zum Schreiner gemacht hat, wie die Hobbyhandwerker die Umrisse der Scharniere mit Bleistift aufreißen und dann mit Stecheisen und Hammer behutsam eine Mulde für die Scharniere aus dem Holz schlagen, damit die Gelenke plan mit dem Holz abschließen. „Arbeitet euch lieber vorsichtig heran und überprüft immer mal wieder die Tiefe – was ab ist, ist ab“, rät er den beiden Jungs.
Die meisten der acht Jugendlichen wissen schon, welche Brettspiele sie schließlich in und auf ihre Kiste malen wollen. Schach und „Mensch-ärgere-dich-nicht“ sind es bei Lina und Joaquim. Henri hat eine kompliziertere Idee: In das eine Innenfach soll Mühle, in das andere Solitär, für das er noch Vertiefungen in das Spielfeld bohren möchte.
Pop-Art-Workshop 2018
Auf Spurensuche mit der Kamera
Riedstädter Jugendliche besuchen in den Herbstferien einen Workshop des Jugendbüros und lernen dabei den persönlichen Blick für Dinge der Umgebung.